Als ich heute vorzeitig die Veranstaltung verließ, war mir richtig schlecht.
Es waren seit der Wende kaum 10 Jahre vergangen, da warnten Bürgerinitiativen davor, die ländlichen Gemeinden an Abwasserkanalisation anzuschliessen. Jeder, der denken konnte – und wollte – hatte erkannt, dass das langfristig teuer werden musste.
In Brandenburg gab es bereits 1999 eine Veranstaltungsreihe dazu, die anfangs sogar von der Landesregierung unterstützt wurde. (Flyer Seite 1, Innenseite)
Und ein paar Jahre später entstand dieser Vortrag.
Es wurde immer deutlicher, dass es nicht im Interesse der… – ja, von WEM eigentlich?? – lag, kostengünstige Lösungen zu realisieren. Gert Köhler, der 2002 aus Brandenburg zu uns kam und ein genossenschaftliches Modell für die Abwasserbeseitigung vor Ort vorstellte, wurde vorgeworfen, er „würde damit ja nur Geld verdienen wollen“. Die Untere Wasserbehörde lehnte das Konzept mit der Begründung ab, dann sei „die Abwasserbeseitigung in privater Hand“, was ja nicht gewünscht sei. Erstaunt rieben wir uns damals die Augen.
Zu unserem ZV (ZkWAL = Zweckverband kommunaler Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Ludwigslust) gehört als größter Ort die Stadt Neustadt-Glewe und dann alle Gemeinden zwischen Dömitz, Steesow, Brenz und Vielank.
Neustadt-Glewe hat 14 Stimmen, Dömitz 7 und die anderen, (je 500 EW = 1 Stimme) eine oder zwei. Je 1000 EW sitzt ein weiterer Vertreter für die Gemeinde in der VV. Die Stimmen müssen jedoch einheitlich abgegeben werden – obwohl das bereits vom Gericht gerügt wurde.
Kommen wir zum Bericht der Geschäftsleitung:
Seit 2004 hat der ZkWAL 15 % Einwohnerverluste zu verkraften.
Es seien im Jahr 2012 „zusätzliche Berechnungseinheiten“ angeschlossen worden. Über die Formulierungskünste von Herrn Lange muss ich oft schmunzeln.
Die Grundgebühren für Abwasser wurden nicht mehr nach der Anzahl der Frischwasserzähler sondern nach Berechnungseinheiten erhoben. So wurden aus 5.603 Kunden (Hausanschlüssen) 10.275 Berechnungseinheiten, denen jeweils eine Grundgebühr berechnet wird.
9.527 Haushalte (und Gewerbe) werden mit Trinkwasser beliefert.
Insgesamt wurden 148 Mio € Herstellungskosten verursacht (TW und SW). Davon 30 Mio von 2009 bis 2014.
Herr Lange nimmt die hohe Abbucherquote als Indiz für hohe Kundenzufriedenheit. Das kann man so werten – muss man aber nicht. Alternde Einwohner, weniger Service der Banken…. auch Gründe dafür, einen Abbuchungsauftrag zu erteilen, den man zudem 6 Wochen lang widerrufen kann.
Als Herr Lange wiederholt auf den guten Weg hinwies, den der ZV in den vergangenen Jahren (unter seiner Leitung, gemeinsam mit der WEMAG) eingeschlagen hätte, meldete sich der Mitarbeiter des Landesrechnungshofes zu Wort.
Er würde es schon bedauern, doch etwas Wasser in den Wein gießen zu müssen:
Ein ZV mit 0,5 % Eigenkapitalquote sei nun nicht gerade ein Unternehmen, das auf sicheren Füßen stehen würde. Zumal bei besonders dünner Besiedlung der demografische Wandel sich noch drastischer auswirken würde. Nach seiner Einschätzung sei der ZkWAL der erste ZV im Lande, der in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten wird.
Das Land müsse dringend gegensteuern, KEINE Austritte (mehr) zulassen, Zusammenschlüsse von ZV fordern, wiederholte Beitragserhebungen ermöglichen, Abschreibungen zum Wiederbeschaffungszeitwert, hohe Grundgebühren, um den Verbrauch anzuregen….
Und da war er, der Klumpen im Magen. Hatten wir nicht immer wieder darauf hingewiesen???
Und nun fordert der Landesrechnungshof, uns NOCH tiefer in die Taschen zu greifen?
Und dann war da das Grüppchen Bürgermeister und Bürgermeisterinnen, die angeregt schwatzten, während Herr Dr. Hempel seine Bedenken vortrug. Sie glauben wohl eher Herrn Lange.
Na, DENN man tau!